Warum (res. wozu) gibt es die KUNST ?
Die KUNST fiel nicht vom Himmel. War auch nicht die Idee irgendwelcher geldgeiler Intriganten (Geld war noch garnicht erfunden, Besitz und Eigentum im heutigen Sinne auch noch nicht). Der Mensch, die Menschheit selbst hat die KUNST “erfunden”. Nicht aus Jux und Tollerei, Langeweile vielleicht, weil es ihnen zu gut gegangen wäre. Nein. Aus tiefer Not heraus. Vor rund 40.000 Jahren nach heutigem Erkenntnisstand. Das belegen Höhlenmalereien und Schnitzereien (als Vorläufer heutiger Bildhauerei). Das waren die ersten beiden Vertreter der KUNST auf Erden und die beiden ausschließlich sind es für mich bis heute.
Vieles, was heute zur “Kultur” gezählt wird”, mag “kunstvoll” sein und schwierig auszuführen und der Kultur zurechenbar, hat für mich jedoch mit dem Geist (dem “Aufwind”, der Aufbruchstimmung in) der ersten KUNST nichts gemein. Den Begriff KUNST möchte ich für Malerei und Skulpturen reserviert sehen. Auch wir brauchen heute nämlich nicht irgendeine geschwollen daherkommende “KUNST” mit Leuten, die nicht mehr wissen, was sie noch “veranstalten” sollen, nein. Auch wir stehen heute wie unsere Urahnen an einem Punkt am Abgrund, wo wir dringend Aufwind und Aufbruchstimmung brauchen. Denn die Katastrophen aller Art werden mehr werden, denn der Mensch bzw. die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft samt der Bagage gieriger Konsumenten werden gewiss solange an ein (nicht existentes) grenzenloses Wachstum glauben, bis alles gegen die Wand gefahren, alles im Arsch ist (und dann sollen sie mal aus NICHTS Essen machen, so wie sie zuvor aus NICHTS Geld gemacht haben. Man wird sie (und all die Bäume in der Umgebung) lieben ) .... Doch das wird die Welt auch nicht mehr retten ... Alle vergleichbaren Vorgänge in der Menschheitsgeschichte endeten an der Wand ... weil der “Prophet” (nicht nur im eigenen Land) nichts galt ... bodenlose, von Gier gefütterte Dummheit ist stärker als alles andere ... erst kommt das Fressen, dann die Moral (Bertolt Brecht) ...
Der Begriff der KUNST, so ist es vielleicht am verständlichsten, beinhaltet für mich, dass ein Werk statisch, unbeweglich ist, morgen noch oder wieder 100% (!) genauso aussieht wie heute und nur einen einzigen (jedoch verdammt aussagefähigen, typischen) Augenblick zeigt und dass das komplette Werk unbedingt einzig über die Augen erfasst wird und vom ersten bis zum letzten Gedanken von einer einzigen Person stammt (sonst wird das Resultat “wischiwaschi”), dem Künstler nämlich. Einer Person, die in Sachen Gesellschaft, Zusammenleben und Zukunft wie überhaupt intellektuell mehr drauf hat als der Rest eines Volkes, was versteht ganz praktisch von den Dingen des Lebens und aufgrund reicher Lebenserfahrung in unterschiedlichsten Bereichen. Keiner, der nur großspurig rumlabert, Storys erzählt, die er irgendwo gelesen hat, wo ein anderer was aufgeschrieben hat, das er irgendwo gelesen hat. So wird das große Unterfangen nichts ! Da muss man erstmal was erlebt haben, (auch) das Elend in der Welt gesehen - und verinnerlicht - haben. Schließlich trägt man Verantwortung, kann den Mitmenschen keinen unausgegorenen Schlaraffenland-Scheiß unterjubeln ...
Wer beispielsweise als Sänger oder Schauspieler oder Musiker (unter Mitarbeit von vielen anderen) nur etwas ausführt, was nochmal andere sich ausgedacht haben, ist für mich kein Künstler. Auch der nicht, der (unzählige) andere für die Ausführung dessen braucht, was er “geschaffen” hat (z. B. ein Sinfonie-Orchester, Tontechniker, ein Haus zur Vorführung etc. etc.). Die mögen alle Könner ihres Faches sein oder sonstwas genannt werden, aber ein Künstler nach meinem Verständnis sind die nicht. Das ist nur der, der alles am KUNSTwerk in sich vereint. Von der Idee, der Schöpfung bis zur Präsentation. Nur der Schöpfer eines Werkes ist auch in der Lage, das genau so zu interpretieren, auszuführen, dass dies korrekt rüberkommt. Sonst wird das Ganze zur Farce ! Wieviele Dirigenten “interpretieren” heute in Anmaßung der Besserkönnerei Mozart, Beethoven & Co. ? Das ist doch alles nur noch ein schlechter Witz ! Der Künstler unterscheidet sich von all diesen “Nachahmern” oder Teilausführenden wie eine Manufaktur von einer gewöhnlichen Fabrik. Und das sind Welten ! Und mit der KUNST untrennbar verbunden wurde “erfunden” oder begründet und auf den Weg gebracht auch die Erweiterung der rein genetischen Evolution : Die kulturelle Evolution der Menschheit.
Stellen Sie sich einen Mensch mit unseren geistigen Möglichkeiten vor in jener Eiszeit-Welt, wo es nur um die alltägliche Nahrungsbeschaffung ging. Das war - für einige zumindest - irgendwann im (klugen) Kopf nicht mehr auszuhalten. Da ist unser ganzer Corona-Frust von heute ein scheiß Scheißdreckchen dagegen ... ... ...
Der wache Geist dieser Menschen, die in Sachen IQ so helle waren wie wir heute, stellte sich immer mehr Fragen, auf die sie einfach keine Antwort hatten. Haben konnten. Denn fragen konnten sie niemanden. Alles, worauf wir heute, die wir immer noch genauso dumm auf die Welt kommen wie sie damals, nichts von dem, worauf wir heute zurückgreifen könnnen (Lexika, Bibliotheken oder ältere Menschen, denen andere bereits vieles beigebracht haben, Schule, Radio, Fernsehen, Fotoapparate, DVDs, mp3-Player, Internet, Suchmaschinen und und und ...) hatten sie zur Verfügung. Nichts.
Und da saßen sie nun tagein, tagaus am Lagerfeuer, das nicht nur Licht und Wärme spendete, sondern wie sie längst festgestellt hatten außerdem zugleich wilde Raubtiere fernhielt. Ja, dass es allerlei Zusammenhänge gab zwischen all den verschiedensten Dingen und Ereignissen, das war ihnen durchaus längst klar. Das Warum und Weshalb dahinter allerdings nicht. Und das war zu wenig, die eigene Welt verstehen, sich darin wirklich wohlfühlen zu können.
Über sich (ganz anders als heute !) in total finsterer Nacht ein hell sternenfunkelndes Universum und im eigenen Kopf ein weiteres, das nicht weniger funkelte und da fragten sich einige schon, was aus diesem nach ihrem Ableben wohl werden wird nachdem man sie zum Schutz vor hungrigen Raubtieren tief im Erdreich verbuddelt hatte. Und fast im selben Atemzug logischerweise fragten sie sich, wo sie überhaupt herkamen, wo sie waren, bevor sie aus der Mutter rauskamen. Und was das alles soll, wofür sie da sind, existieren. Und so weiter, und so fort. Aber auch ganz banale, ihren Alltag betreffende Dinge : Warum regnet es mal und mal nicht ? Warum donnert und blitzt es manchmal noch dazu ? Warum gibt es unterschiedlich warme Jahreszeiten ? Warum ist die Jagd mal erfolgreich, mal nicht ? Warum werde ich immer nur älter, niemals jünger ?
Antworten fand man zunächst auf all das keine. Nur eines war klar : Die Tiere, die als Nahrung dienten, bedeuteten ihnen alles. Ohne Antworten auf Fragen kann man leben, ohne Nahrung nicht. Es schien ihnen folglich angebracht, für jedes Tier, das man der Natur, die gleichsam wie eine wohlwollende Mutter auftrat, wegnahm, zum Dank etwas (anderes) zurückzugeben, damit die Nahrung ihnen auch künftig nicht ausgehen möge.
Also schnitzten sie, die noch immer nicht seßhafte Jäger & Sammler waren, (für rituelle Zwecke entsprechenden Gedenkens) aus haltbarem Elfenbein Tiere (Schwäbische Alb) oder “malten” Tiere (in toll durchdachten Bildern) an die Wände von Höhlen (im Südwesten vom heutigen Frankreich (Chauvet, Lascaux etc.) oder Norden Spaniens (Altamira)) und machten diese Höhlen so mit Hilfe auch von Zeremonienmeistern zu ersten “Heiligen Orten” und Begegnungsstätten der Menschheit, an denen auch Initialisierungsrituale (die Konfirmation beispielsweise ist ein Initialisierungsritual) für die Nachwuchsjäger etwa durchgeführt wurden ...
Ja, die Werke der KUNST können ein Altar sein, der alles andere in den Schatten stellt. Die KUNST braucht keine Kirche. Die Kirche braucht die KUNST, hat sich clever und machtgeil, wie sie schon immer war, ihrer bemächtigt, weil kein Mensch kahle Wände kalter Räume und harte, kalte Holzbänke mag und sich dann vom Prediger auch noch anmeckern lassen will. Von wegen Erbsünde & Co. Die KUNST sagt alles ohne Unschuldige demütigen zu wollen ! So gibt es auch keine “Kirchenorgeln”. Es gibt nur Pfeifenorgeln (oder elektronische Orgeln), die in Kirchen stehen. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied in der Sprache, der Ausdrucksweise nur, doch der schafft Klarheit. Die Kirche hat die Orgel nicht erfunden. Und die Fresken (Gemälde) auch nicht. Ich weiß, zu was solche gewollten “Missverständnisse” führen können - ich saß ab 1974/15. Lebensjahr (allein verantwortlich ab 16. Lebesjahr) für 10 Jahre zu allen Anlässen (als kostenlose Arbeitskraft) an der Orgel einer Kirchengemeinde (und damit auch in der Kirche, im Gottesdienst ...) ... Kindheit und Jugend habe ich gewissermaßen keine gehabt, denn das Instrument (und ich spielte auch andere Instrumente etwa im Posaunenchor, dessen Ersatzdirigent ich auch war, sang im Gemischten Chor, dessen Ersatzdirigent ich ebenfalls war) musste man erstmal entsprechend perfekt zu spielen, “beherrschen” lernen) ... und nebenbei quasi habe ich nach nur 12 (statt 13) Jahren Schulzeit 1978 auch noch Abitur gemacht ...
Erste Abbildungen von Menschen tauchten erst viele tausende Jahre später auf. Und das war das Ende aller Demut auf Erden ... Personenkult, Größenwahn hielt Einzug, der Mensch (von heute) war “erwacht” ... ... ...
Frank Friedrich Zilly
15. Nov. 2020
17.11.2020
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